Ja, er hat es getan. Mario ist ein Ironman oder auch - wie die Glücksburger ihre Finisher bezeichnen - ein OstseeMan.
Mein Tag begann um 04:18 Uhr mit einer Weck-SMS von Mario:" Guten Morgen, ich bin wach und habe richtig Lust eine Runde zu schwimmen. Bis gleich, Mario". Schön, so soll es sein. Eine 3/4 Stunde später setzte ich mich ins Auto und fuhr die 10km von meiner FeWo nach Glücksburg, wo mich Iris und Mario bereits gut gelaunt erwarteten. Gemeinsam fuhren wir zum Startbereich, schnell das Auto geparkt und kurz nach halb 6 waren wir an der Strandpromenade. Mario hatte nun ausreichend Zeit, sich in Ruhe auf den Start vorzubereiten: die drei Kleiderbeutel an ihren Platz zu legen, Startnummer auf den Arm beschriften zu lassen, das Rad noch mal zu prüfen (Radabgabe musste bereits am Vortag erfolgen) und sich die Wege in der Wechselzone einzuprägen.
Es war ein wunderschöner Morgen. Teilnehmer und Zuschauer wurden mit klassischer Musik unterhalten, die Sonne stieg sanft auf und die Ostsee erwartete die Teilnehmer sehr friedlich. Salzgehalt und Quallen werden die Schwimmer daran erinnern, dass sich dieses Wasser von den Seen und Kanälen unterscheidet, in denen bei anderen Veranstaltungen das Schwimmen stattfindet.
Unmittelbar vor dem Start wurden die Teilnehmer mit Richard Strauss' "Also sprach Zarathustra" auf IHREN Tag eingestimmt. Um 07:00 Uhr erfolgte der Startschuss und etwa 900 Teilnehmer (Einzel- + Staffelstarter) stürmten in die Ostsee. 3,8km lagen nun vor ihnen, die in zwei Runden geschwommen wurden.
Fast so anmutig wie Halle Berry im James Bond-Film "Die Another Day" stieg Mario nach ausgezeichneten 1:15h aus dem Wasser. Schnell den ersten Kleiderbeutel geschnappt lagen nun 180km Rad vor ihm, die in 6 Runden zu bewältigen waren. Man darf sich die Region Angeln nicht flach vorstellen, nur weil es im Norden liegt. Die hügelige Endmoränenlandschaft wird den Teilnehmern so manche Körner aus den Beinen raussaugen ( Radstrecke ).
Er widersetzte sich der Gefahr, mit der tollen Stimmung an der Radstrecke zu überpacen, absolvierte die Runden gleichmäßig in 55min und kam nach 5:30h, dies entspricht etwa einem 33er-Schnitt, zur Wechselzone. Er lag damit in der Gesamtzeit 40 min unter dem Plan. Dieses beruhigende Polster nahm er mit auf die "letzten" 42,195km (5 Runden a 8,45km).
Und es lief gut an. Die ersten zwei Runden kam er lächelnd und zuversichtlich grüßend an mir vorbei und baute sein "Polster" weiter aus. Aber es wäre zu schön gewesen, wenn alles glatt gelaufen wäre. In der dritten Runde fühlte er eine zunehmende Unterzuckerung und die ersten Krämpfe zeigten sich, die sich in der vierten Runde weiter verstärkten und ihn immer wieder zu Dehnpausen zwangen. Vor der fünften und letzten Runden stecken bereits über 10:05:24 Stunden verdammt harter Wettkampf in den Knochen und der insgeheime Wunsch, den ersten Ironman in unter 11 Stunden beenden zu können, geriet zunehmend in "Gefahr". Nachdem er kurz vor Ende der vierten Runde wieder eine Dehnpause vornehmen musste und wieder in den Laufschritt überging, wurde er von den zahlreichen Zuschauern angefeuert. Als er diese Aufmunterungen mit einem Armgruß erwiderte, war mir klar, er packt das. Und tatsächlich, glücklicherweise erholte er sich. Jede Menge Cola, Wasser und vor allem der Wille, es noch zu schaffen, ermöglichten ihm eine abschließende 48er-Runde.
Nach 10:54:18h (3:58h für den Marathon) überquerte er den Zielstrich - müde aber sehr glücklich.
Als Zuschauer durfte ich einem tollen Wettkampftag beiwohnen. Die Leistungen jedes einzelnen Teilnehmers waren sehr beendruckend, aber natürlich habe ich mich insbesondere für Mario gefreut. In den Monaten zuvor hat er einige Kacheln in den Schwimmbädern gezählt, sich auch bei Schietwetter aufs Rad gesetzt und die Eilenriede laufend ausgiebig erkundet. Diese Mühen wurden glücklicherweise mit dem Finishen der ersten Langdistanz belohnt. Chapeau, Mario!
[Harm]