TKH Lauftreff - engagierter Freizeitsport

Laufen aus Leidenschaft“ ... die TKH-Laufgruppe rennt in Münster

Den 3. Platz auf dem Treppchen beim Münster-Marathon im Jahre 2007, Manfred lieferte ein beachtliches Ergebnis ab, sein Sohn Fabian lief einige Minuten später ins Ziel.

Beide erzählten uns begeistert vom Lauf und dem Drumherum: Streckenführung und Men- schen am Rand, Organisation, Stadt, Betreuung – alles stimmte. Begeisterung steckt an und weckte Wünsche in der Laufgruppe. Aber warum die 42,195 km laufen, wenn sie durch vier geteilt und als Staffel gelaufen werden können?

750 Staffeln starteten am 14. September dieses Jahres in Münster, 5 davon meldete der TKH.

19 Läufer und Läuferinnen sind es schließlich geworden, Manfred läuft freiwillig die doppelte Strecke und ersetzt den fehlenden 20. Mann. Am Abend vorher letzte Gespräche in der Gruppe; wer startet an welcher Position, wo soll der Kleiderbeutel hin, wann fährt der Bus, wo treffen wir uns und, und, und...

Ich bummele vom Bahnhof zur Unterkunft an der Überwasserkirche auf einem Teil der Laufstrecke und des Zieleinlaufs. Am Vorabend wird noch eifrig an der Bühne gewerkelt, Absperrgitter aufgestellt, Soundchecks vorgenommen. Der Zieleinlauf auf dem historischen Prinzipal- markt hat schon ein einmaliges Flair. 10000 Wimpel in den Stadtfarben weiß, rot, gelb sind über den Platz gespannt. Vorbei am Rathaus, wo der Westfälische Friede 1648 geschlossen wurde, ist das Ziel vis-à-vis zur altehrwürdigen St. Lamberti-Kirche aufgebaut. Noch heute sind drei Käfige am Turm zu sehen, wo drei Wiedertäufer chancenlos eingesperrt waren, das war allerdings vor über 570 Jahren.

Heute werden sich hier rund 6500 Läuferinnen und Läufer feiern lassen.

Sonnenschein am Sonntagmorgen, wir treffen uns am Hindenburgplatz, übrigens dem zweitgrößten innerstädtischen Platz in Europa. Vorstartgewusel, Nervosität, Hektik, Chipsuche ... mit dem Startschuss ist alles verflogen, unsere Startläufer sind auf der Strecke und wir anderen zu den Wechselplätzen unterwegs.

Münster gilt als gelungene Symbiose von Stadt- und Landschaftslauf. Mein Wechselpunkt ist in Nienberge, und damit laufe ich die Landpartie der Strecke.

Das Spitzenfeld zieht „locker“ vorbei – alles in ostafrikanischer Hand, besser auf ostafrikanischem Fuß. Ein ästhetischer Anblick – keine Frage ... „so sieht Laufen aus“ sagt Stefan.

Ich widme mich dann einem Kamerateam, das interessiert Details über unsere TKH-Laufgruppe erfahren will und erfahren soll: Gruppengröße, Trainingsformen, Wettkämpfe, Ausrichtung der deutschen Orientierungslaufmeisterschaften, 150-jährige Tradition, Verein ohne Fußballabteilung... Also, ich gebe meine Gesprächsbereitschaft gerne zu.

„Wo bleibst du“...? Sichtbar verärgert und deut- lich in der Sprache drückt Sandy mir den Chip als Staffelstab in die Hand. Das „schlechte Gewissen“ verschafft mir einen spürbaren Adrenalinschub, schließlich bin ich hier Teil eines Wettkampfes und in keiner Talkshow.

Ab dem Haus „Vögeding“, einem imposanten Wasserschloss, ist mein Puls dann wieder auf Wettkampfniveau. Es läuft ... Münsterland pur, am Tag vorher haben offensichtlich Kühe die schmale Asphaltstraße als Laufstrecke benutzt.

 Hier auf dem Land stehen zwar nicht so viele Zuschauer, sie sind aber eifrig dabei, uns Läufer anzufeuern. Es sind die kleinen Dinge am Rande, die mir auffallen. Hier stehen Kinder wie die Orgelpfeifen am Streckenrand, um sich abklatschen zu lassen, da hat ein Landwirt vor seinem Obstgarten einen Campingtisch mit Wasserflaschen aufgebaut.

In Roxel ist mein Part vorbei, André übernimmt den Staffelstab und beendet den Lauf.

Am Nachmittag trudeln alle TKH'ler sichtbar zufrieden auf dem Hof des Paulinengymasiums ein. Hier ist der Dreh- und Angelpunkt der Finisher: Sitzplätze für alle, Kleiderrückgabe, Duschen, Urkunden, akzeptable Musik, alles an einem zentralen Ort.

Das Motto des Marathons „Laufen aus Leidenschaft“ erreicht zweifellos die Szene. Im Ranking der läuferfreundlichsten Städte erreichte Münster in diesem Jahr den 1. Platz (Hannover Platz 4).

Ich kann mir einen weiteren Start in Münster gut vorstellen, aber warum eigentlich als Staffel, wenn das vierfache Erlebnis auf der „Königsstrecke“ möglich ist?

Manfred läuft übrigens in der Klasse M 70!

Jan-Gerd Reents