Südsee-Feeling: Der (Halb-) Marathon in Braunschweig
Mitte Oktober noch mal sehen, was das schöne Sommertraining so gebracht hat. Das war die Idee hinter dem Start beim Halbmarathon in Braunschweig. Jürgen Ballüer war schon für den Lauf gemeldet. Manfred Decloux hatte sich sogar für den kompletten Braunschweig-Wolfenbüttel-Marathon entschieden.
So geht´s am Sonntag, den 12. Oktober 2008 über die (herrlich leere) Autobahn Richtung Süden. Das Wetter ist prima: Trocken, windstill, 15° C. In Braunschweig wuseln die Läufer zum Start/Zielbereich, dem Kohlmarkt: Startnummer abholen, den Leihchip organisieren (man hat so selten Geld dabei beim Laufen), sich orientieren: „Ah, dort starten die Marathonis und hier die Halbmarathonis“, sich warmlaufen und fotografieren lassen. Solche „Vorher-Nachher-Fotos“ sind ja immer interessant.
Dann geht´s los: Startschuss und ab auf die Strecke. Aus der Innenstadt Richtung Prinz-Albrecht-Park, durch Wohngebiete und Kleingarten-Kolonien, am Golfclub vorbei in Richtung Südsee. Zweimal um den Südsee herum, am Bürgerpark entlang wieder in Richtung Innenstadt. Nach etwa zehn Kilometern ruft mir ein freundlicher Fotograf zu: „Du bist an vierter Stelle.“ Na, das ist doch mal eine motivierende Information. Für die ersten neun Kilometer habe ich mir Zeit gelassen (44 min. ). Da war dann wohl der Zeitpunkt zum Aufdrehen. Die Geschwindigkeitsanzeige meiner Pulsuhr zeigt zwar wieder ziemlichen Blödsinn an, aber man kann sich zumindest ein bisschen daran orientieren. Ich hetze weiter, kämpfe mich ganz langsam im kleinen Läuferfeld vor. Es sind ja nur 262 Teilnehmer und einige überhole ich auf der zweiten Südsee-Runde. Dann passiert etwas mir bisher Unbekannes: Die Frau vor mir leistet sich wohl den Luxus einer Begleiterin auf einem Fahrrad. Bestimmt nicht schlecht, wenn man so von Verpflegungsstellen unabhängig ist und vielleicht noch auf moralische Unterstützung hoffen darf. Ob das überhaupt erlaubt ist? Kurz später merke ich, dass sich mein Hirn, wie so häufig beim Laufen, im Standby-Modus befinden muss: Am Lenker des vermeintlichen Begleitfahrrads befindet sich ein Schild: „Erste Frau“ liest freundlicherweise eine Passantin vor. Die Dame vor mir ist also die Erste. Noch. Die Strecke führt weiter über Feldwege, Trampelpfade, Stock und Stein. Ich kann mich an der Führenden vorbeihangeln und sogar die Bodenbeschaffenheit wird besser: Asphalt! „Meine“ Radbegleitung schaut immer wieder zurück und informiert mich über den Abstand zur zweiten Frau: „Sind so etwa 80 Meter“, etwas später: „Jetzt sind es 35 Sekunden.“. Und nur noch ein Kilometer bis zum Ziel. Coole Sache. Im Ziel warten, wie übrigens auf der kompletten Strecke, nur einige wenige Zuschauer. Dafür gibt es eine Konfettidusche und später, viel später, einen fetten Pokal. Genial! 1:37:03 h, hätte ich vorher nicht für möglich gehalten.
Ebenfalls genial lief das Rennen für Jürgen Ballüer: Trotz der Holperstrecke lief er nach 1:49:00 h ins Ziel. Das war einfach klasse! Herzlichen Glückwunsch zu der tollen Zeit und zum zweiten Platz in deiner Altersklasse.
Manfred Decloux, der Marathon-Mann, war um die Zeit wohl irgendwo in „schönen Parkanlagen in Wolfenbüttel“ unterwegs. Wir wollten aber noch gern zusammen mit Manfreds Frau Gisela Empfangskomitee spielen. So verbrachten wir die Zeit mit plaudern, Cappuccino trinken und Finisher bejubeln. Sogar die Sonne zeigte sich ein wenig. Schön für die wartenden Zuschauer, doof für die Marathonis. Manfred lief dann, bestens gelaunt und ziemlich locker nach 4:04:15 h ins Ziel. Das ist ebenfalls eine grandiose Leistung und sogar der erste Platz der Altersklasse M70. Einfach klasse!
So muss ein Saisonabschluss sein!
Sandy Verchau